Oh shit, dachte ich. „Du da!", wiederholte die Stimme. „Was machst du da?"
Oh shit, dachte ich nochmal. Erwischt. Und nun? Ich spürte, wie auf einmal jemand neben mir stand, den Raum dort ausfüllte. „Zeig mal her!", sagte er, und ich stand nur da, in der einen Hand die Zeitschrift, in der anderen die DVD. Er wand mir die DVD aus der Hand. „Rausgerissen, ja? Wolltest sie in deinen Rucksack stecken?" -- „Nein, ich ...", stammelte ich, suchte nach Worten, denn genau so war es ja. Ich stellte die Zeitschrift zurück in das Regal. „Das ist mir aus Versehen passiert, das war gar nicht Absicht", beteuerte ich und drehte mich zu dem Mann um. Der Besitzer des Zeitungsladens, ein breiter Mann, größer als ich, Bart -- und Augen, die mich anfunkelten. Er war sauer. „Gar nicht Absicht?", fauchte er mich an. „Und was passiert, wenn wir in deinen Rucksack gucken? Was passiert, wenn wir uns die Aufnahmen der Überwachungskamera angucken?" Er deutete auf etwas hinter mir in der Ecke, ich drehte mich hin. Nochmal shit. Tatsächlich eine Überwachungskamera.
Ich überlegte, einfach schnell zu verschwinden, doch er versperrte den Ausgang. Meine Augen glitten zur Tür, und er bemerkte es. Ich fühlte eine schwere Hand auf meiner Schulter. „Nichts da, Freundchen, schön hiergeblieben." -- „Lassen Sie mich los, ich habe nichts getan, es war ein Versehen!", versuchte ich es nochmal und versuchte seine Hand abzuschütteln. Sein Griff wurde fester. „Das werden wir sehen. Her mit deinem Rucksack!" Ich umklammerte den Rucksack und überlegte. Wenn er ihn mir wegnähme, müsste er mich loslassen, dann könnte ich vielleicht entwischen. Meine Chance! Oder auch nicht, denn er hatte offenbar den gleichen Gedanken. „Alles klar. Dann halt so. Wir gucken uns die Aufnahmen an", sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Komm mit!" Als hätte ich eine Wahl, so fest war sein Griff nun. Er schob mich zur Theke des Ladens. „Jupp!", rief er, und eine Tür öffnete sich, heraus kam ein anderer Mann. „Übernimm hier mal. Ich muss mich um den kleinen Scheißer kümmern. Der hat geklaut." Der andere nickte und sah mir prüfend ins Gesicht. Ich wurde rot. Scheiße, dachte ich, aber der erste Mann schob mich weiter, durch die Tür.
Das Zimmer dahinter war Lager, Büro und Pausenraum zugleich, ein Tisch mit einem Computer, Regale, Regalteile, ein Waschbecken, ein Kühlschrank. „Stell dich da hin", sagte der Mann und schob mich unsanft vor den Tisch. Er machte die Tür hinter sich zu und schloss ab. „Damit wir das in Ruhe klären können, Kleiner", sagte er und wedelte mit dem Schlüssel, den er sich dann in die Hosentasche steckte. „Sie können mich hier nicht so einfach einsperren!", sagte ich und hielt meinen Rucksack umklammert. Kampflos würde ich den nicht hergeben! „Das werden wir sehen", sagte er und ließ sich auf den Stuhl vor den Tisch fallen. Er blickte auf den Monitor, klickte darauf herum. „Das werden wir sehen", wiederholte er, zu sich selbst, die Augen auf dem Bildschirm.
Ich blickte suchend umher, ein anderer Ausgang, ein Fenster? Nichts. Eine Klimaanlage an der Decke, durch die ein kühler Lufthauch kam. Aber das hier war keine Abenteuerserie, wo man mal eben durch einen Luftschacht verschwindet. Das hier war echt. Und ziemlich scheiße. Das wurde mir klar. Ich saß ganz schön in der Patsche. Den Rucksack voll mit DVDs, die ich von den Zeitschriften abgerissen hatte. Um damit bei den anderen in der Schule angeben zu können. Endlich mal auch etwas haben. Endlich mal bewundert werden. Meine Ma konnte mir nicht viel Taschengeld geben, es war immer knapp bei uns. Verdammt, hätten zum Beeindrucken der anderen nicht zwei, drei gereicht? Statt dessen hatte ich jede verdammte DVD rausgerissen und eingesteckt, einfach weil eben mehr DVDs mehr Bewunderung bedeuteten. Wenn der Typ mich nur nicht erwischt hätte. Scheiße. Was würde meine Ma sagen? Aber vielleicht war das mit der Kamera auch ein Bluff. Oft funktionierten die Dinger gar nicht. „A-haa!", sagte der Mann triumphierend. Er blickte auf den Bildschirm. Grunzte. Seine Augen wurden enger. „Na. Das dürfte die Polizei interessieren!", sagte er, und mir wurde kalt.
Polizei? Wegen der paar Scheiben? In einem Zeitschriftenladen? „P-... Polizei?", fragte ich schwach. „Ladendiebstahl. Was denkst du denn?" schimpfte er und sah mich wütend an. „I-... ich glaube Ihnen nicht, die Kamera war bestimmt nicht an!", sagte ich, aber es hörte sich lange nicht so fest an, wie ich wollte. Meine Stimme zitterte, es klang ziemlich jämmerlich. Shit. Aber genauso fühlte ich mich auch. Ma würde mich umbringen, wenn ich mit der Polizei käme. „In flagranti ertappt!", sagte er und drehte den Bildschirm zu mir. Und da war die Übertragung, schwarz-weiß und etwas pixelig. Aber eindeutig ich. Am Zeitschriftenregal. Und riss DVDs aus den Zeitschriften und stopfte sie in meinen Rucksack. „Nein, bitte ... ich wollte das nicht...", jammerte ich. „Sieht aber schon so aus, als wolltest du das", sagte der Mann, drehte den Bildschirm wieder zu sich. „Bitte! Nicht die Polizei! Meine Ma wird mich umbringen!", flehte ich. „Was denn sonst? Ladendiebstahl!", sagte er. „Bitte! Ich bezahle das, ich besorge Ihnen das Geld!", flehte ich nochmal. „Das hättest du dir vorher überlegen müssen." Er drehte sich zu mir. „Wie alt bist du?" Das geht Sie gar nichts an, wollte ich sagen, aber ich sagte lieber gar nichts. Ihm gefiel das nicht. „Ausweis!", kommandierte er. Ich reagierte nicht. „Oder ich ruf gleich die Polizei!" Shit. Ich holte ihn aus meiner Hosentasche.
Er blickte drauf, las meinen Namen, sah das Geburtsdatum. „Gerade 18 geworden? Na, das ist ja ein toller Einstand ins Erwachsenenleben!", höhnte er. Ich fühlte mich jämmerlich. „Geben Sie ihn wieder her!", sagte ich. „Nix da", sagte er und steckte ihn sich in die Hosentasche. What the fuck? Ich war wütend, aber fühlte mich auch gleichzeitig, als würde ich gleich losheulen müssen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, musterte mich. „Was machen wir jetzt mit dir?", murmelte er zu sich. Ich wusste keine Antwort, einfach so gehen lassen würde er mich nicht. Er sah mich weiter an und fuhr sich mit dem Finger über die Lippen. Wollte er doch eine Antwort? „Bitte nicht die Polizei-", setzte ich an, doch er hielt einen Finger vor den Mund und machte „Schschschh". Ich hielt inne. Er streckte die Hand aus. „Rucksack", sagte er. Ich presste den Rucksack fester an mich. Er zog eine Augenbraue nach oben. „Polizei?", fragte er. Shit. Ja. Okay. Ich gab ihm den Rucksack. Er nahm ihn, machte den Reißverschluss auf und legte eine DVD nach der anderen auf den Tisch. Zählte er mit? Ich weiß nicht. Ich stand nur da und dachte, jetzt ist es eh egal, jetzt kann mit mir irgendwas passieren, jetzt ist eh alles verloren, er wird die Polizei rufen, Ma wird mir die Hölle heiß machen und so fürchterlich enttäuscht sein. Und ich bin vorbestraft.
Ich ließ die Schultern hängen, stand einfach nur noch da. „Jacke", sagte er. Ich blickte hoch. „Sie haben doch schon meinen Rucksack", sagte ich mit erstickter Stimme. „Und genau deswegen muss ich gucken, ob du noch etwas in der Jacke versteckt hast", antwortete er und streckte die Hand aus. Ist eh nichts drin, dachte ich, also egal, ich schälte mich aus der Jacke und gab sie ihm. Ich wusste nicht wohin mit meinen Augen und verfolgte daher dann einfach nur, wie er die Taschen nach Außen kehrte, ein Stift, Papierfetzen, sonst nichts. Er legte die Jacke auf den Tisch. „Pulli", sagte er. Auch noch, dachte ich, aber dann sah ich an mir runter, ich trug einen Kapuzenpulli mit Taschen, er wollte wahrscheinlich die Taschen kontrollieren, also gut. Ich zog in aus und reichte ihn ihm. Er griff in die Taschen, da war nichts, dann faltete er den Pullover zusammen und legte ihn auf die Jacke auf den Tisch. Mir fröstelte etwas, die Lüftung oder Klimaanlage oder was das war machte das nicht besser.
Er stand auf, und ich zuckte zusammen, holt er jetzt die Polizei, wars das? Aber er stellte nur den Stuhl zur Seite, neben den Tisch, und setzte sich wieder hin, so dass er mich nun voll sah und nicht mehr der Tisch zwischen uns stand. Okay?, dachte ich, und bevor ich weiterdenken konnte, sagte er: „Jeans." Echt jetzt? Ich zögerte. Hatte er das Recht dazu? Meine Hose zu durchsuchen? Aber ich hatte geklaut, und er hatte mich erwischt. Er zog wieder die eine Augenbraue nach oben und atmete dabei hörbar aus. Genervt? Okay, okay. Auch durchsuchen. Besser das als Polizei. Er hat eh schon alles gefunden. Ich bückte mich, zog mir die Schuhe aus. Kam wieder hoch, öffnete meinen Gürtel und zog die Hose runter, hielt mich am Tisch fest, zerrte an den Hosenbeinen. Im Stehen etwas ungelenk, aber ich wollte mich nicht auf den Boden setzen. Ich reichte ihm meine Jeans. Er leerte auch hier die Taschen, fand ein paar Münzen, ein paar alte Bustickets, eine Packung Taschentücher. Meinen Schlüssel. Er legte alles auf den Tisch. Faltete die Jeans, legte sie auf den Pulli. Ich fröstelte nochmal, verschränkte die Arme, um mich zu wärmen. Stand nun da in Socken, T-Shirt und Boxershorts. Und kam mir ziemlich unbekleidet und verletzlich vor. „Strümpfe", sagte er. „Was soll ich denn dort versteckt haben?", fragte ich, es klang flehentlich. Er zog nur wieder die eine Augenbraue hoch. „Das weiß ich nicht. Du bist der Ladendieb. Wir werden sehen, was du da versteckt hast." Okay, die Socken waren jetzt auch nicht mehr viel. Ich bückte mich, zog sie aus und gab sie ihm. Er drehte sie von innen nach außen, nahm sie nah an sein Gesicht und spähte hinein. Oder roch er daran? Ich hoffe nicht. Nicht mein Problem. Ich hatte jetzt wirklich andere Probleme.
Die hatte ich wirklich. „Shirt", sagte er als nächstes. „Auch?", fragte ich. Er streckte nur fordernd die Hand aus. Ich zog es mir über den Kopf und gab es ihm. Er schüttelte es, zog es auch von innen nach außen. Wie sollte ich denn da drin was verstecken? Mit Tesafilm etwa? Er faltete das Shirt zusammen, legte es auf den Tisch. Warum legte er es auch dorthin? Müsste er es mir nicht jetzt zurückgeben? Wo sollte ich denn jetzt noch etwas versteckt halten? Mir wurde langsam wirklich kalt. Ich hatte einen Kloß im Hals und fühlte mich jämmerlicher denn je. Ich verschränkte die Arme wieder vor der Brust, auf der meine ersten drei Haare sprossen. Die halfen nicht viel gegen die Kälte. Wenigstens trug ich heute keinen Slip, wie meine Ma sie mir immer kaufte, sondern eine Boxer. Calvin Klein, schwarz, enganliegend. Ich hatte drauf gespart. In der Umkleidekabine beim Sport gab es seitdem weniger dumme Kommentare. Und ich war jetzt etwas mehr bedeckt als mit einem labbrigen Slip von Aldi. Also, es könnte schlimmer sein. Ob ich meine Sachen jetzt wohl wieder anziehen dürfte? Ich hob den Kopf und merkte, dass er mich die ganze Zeit angeguckt hatte.
„Darf-", setzte ich an, doch er unterbrach mich sofort. „Schlüpfer", sagte er. Ich riss die Augen auf. „Aber was-", setzte ich an, aber er unterbrach mich erneut, etwas schärfer: „Schlüpfer!" -- „Aber...", sagte ich und wusste, dass man das Flehen in meiner Stimme hörte und wie beschissen ich mich gerade fühlte, und ich wusste gar nicht, was ich sagen wollte, nur dass ich mich ganz bestimmt nicht ganz ausziehen wollte, was sollte ich denn in meiner Boxershorts verstecken, ich kann mich jetzt hier doch nicht ganz nackt... er beugte sich nach vorne und fragte: „Oder ist dir lieber, dass ich die Polizei rufe?" Nein. Alles, nur das nicht, dachte ich. Also. Dann das. Mit einer Hand streifte ich die Shorts runter, die andere hielt ich vor meinem Schwanz. Ich reichte ihm meine Boxer und merkte, dass meine Finger zitterten. Und meine Hände. Und mein ganzer Körper. Vor Kälte. Vor Scham. Tränen stiegen in meine Augen, ich konnte sie mit Mühe zurückhalten. Und er? Drehte meine Shorts von innen nach außen, führte auch sie nah an sein Gesicht und hielt sie dort, ich könnte schwören, er roch wieder daran, er sog die Luft ein und schloss kurz die Augen. Und ich stand dort vor ihm, nackt, bedeckte mühsam meine Scham, zitterte.
Er faltete die Shorts und legte sie auf den Stapel auf den Tisch, strich fast gedankenverloren nochmal darüber. Dann blickte er zu mir. Blinzelte einmal und wirkte bestürzt. „Du zitterst", sagte er. „Ja", presste ich erstickt hervor. Hörte ich da Sorge in seiner Stimme? Er hatte mir die Kleidung doch weggenommen. „Ist dir kalt?", fragte er. Verdammt, ich stand hier quasi nackt, die Lüftung blies mir Luft den Rücken runter, der fühlte sich längst an wie ein Eisklotz. Ich hätte ihm gern etwas Wütendes oder Freches in diese Richtung geantwortet, aber was hatten mir Widerworte bisher gebracht? Nur Drohungen mit der Polizei. Und ich fühlte mich einfach viel zu jämmerlich. Komplett überfordert. „Ja", piepste ich also nur und merkte, wenn ich jetzt noch etwas sage, dann breche ich in Tränen aus. Ein Zittern fuhr durch meinen Körper, er sah mich prüfend an. Dann änderte er seine Körperhaltung. „Komm her", sagte er mit weicherer Stimme als jemals zuvor und breitete die Arme aus. What? Er hatte mich in diese Kammer gebracht, mit der Polizei gedroht, mir die Kleidung abgenommen, und jetzt dachte er, ich gehe zu ihm hin? Auf keinen Fall! Dachte ich. Doch mein Körper betrog mich und reagierte instinktiv. Seine weiche Stimme, seine offenen Arme versprachen Wärme. Nicht einfach nur warme Temperaturen, sondern vor allem menschliche Wärme. Und nicht er war schuld, dass ich die DVDs klauen wollte. Ich war selbst schuld. Meine Ma würde mich hassen, ich würde vielleicht vorbestraft sein. Da war jemand, der mir etwas Mitgefühl anbot. Ich nahm es.
Ich machte zwei ungelenke Schritte auf ihn zu. In seine Arme. „Komm", sagte er, schlang die Arme um mich und strich mir über den Kopf. Er drückte mich an sich, an seine breite Brust. Hielt mich fest. Es fühlte sich unbeholfen an, wie ich dort halb stand, halb lehnte, und ich war kurz davor, mich loszureißen, da sagte er noch einmal „Komm her", und etwas in mir schmolz weg. Ich drückte mich an seine Brust, machte ein paar tiefe Atemzüge, um nicht in Tränen auszubrechen. Er zog mich seitwärts auf seinen Schoß, strich mir über den Rücken mit seinen großen, schwieligen, warmen Händen. Endlich etwas wärmer. Er strömte Wärme aus, „Komm her", flüsterte er nochmal, und ich drängte meinen zitternden Körper noch näher an ihn. Eine Hand hielt auf meinem Rücken inne, mit der anderen griff er hinter sich, und ich spürte, dass er einen Mantel über mich legte. Und ich spürte -- Dankbarkeit. Ich fühlte mich klein und verletzlich und nackt, aber nun sorgte er dafür, dass ich vor der Kälte und dem Luftzug geschützt war. Ich schmiegte mich an ihn, fragte mich noch kurz, was hier gerade passierte, aber ich fühlte mich wie ausgehungert nach der Wärme, die von diesem Mann ausging. Ja, diesem Mann, der mir kurz zuvor noch die Kleidung weggenommen hatte. Und mit der Polizei gedroht hatte. Nun strich er mir über den Rücken, mit seinen großen Händen, warm auf meiner kalten Haut. Ich seufzte. Es fühlte sich auf einmal gut an, wie es war.
Da bewegte er sich plötzlich, war ich zu schwer? Er drückte mich von sich weg, aber sanft, hielt mich mit einer Hand fest, mit der anderen nahm er zog er mein Bein auf die andere Seite seines Schoßes. Nun saß ich rittlings auf seinem Schoß, und bevor ich reagieren konnte, zog er mich wieder an sich, seine Hände an meinem Rücken. Ich vergrub den Kopf an seiner Schulter, er strich mir nochmal über den Kopf. Und ich sog die Luft ein. Er roch ... männlich. Ein bisschen nach Schweiß, aber nicht abstoßend. Eher ... interessant. Würzig. Und er schien noch wärmer zu werden. Mir war, als würde ich seinen Herzschlag spüren. Wärme tat mir gut. Und das Gefühl, dass da jemand war, der mich hielt. Denn das tat er. Seine Hände hörten gar nicht auf, über meinen Rücken zu gleiten. Als wären diese Hände kleine Heizungen, die Spuren von Wärme hinterlassen, und als würde er sichergehen wollen, dass diese Wärme auch überall ankommt. Auf meinen Schultern. Meinen Armen. Dem Rücken. Den Seiten meines Körpers. Es fühlte sich gut an.
Er strich tiefer, über meine Hüften. Meine Oberschenkel-Außenseiten. Und von da kam er zur Mitte meines Körpers, wo die Beine sich trafen. Wo mich noch nie jemand berührt hatte. Ich erschauerte kurz, das kitzelte, er zog die Hände etwas zurück, strich über meinen unteren Rücken, und dann doch wieder tiefer, folgte der Form meiner runden Pobacken. Ich hielt den Atem an und erschauerte wieder, als er sich dann langsam, ganz langsam vorarbeitete... und mich wieder dort unten berührte. Es war ein ungewöhnliches Gefühl, etwas kitzelnd, aber auch irgendwie angenehm. Und dieser Mann, der so grobschlächtig schien, der mir gerade noch gedroht hatte, befühlte fast zärtlich diese privateste Stelle meines Körpers. Kurz blitzte in einer Ecke meiner Wahrnehmung auf, dass das hier keine normale Situation war. Dass ich nackt auf dem Schoß eines Hünen von Mann saß und mich wärmen und berühren ließ. Ich wehrte diese Wahrnehmung aber wieder ab. Es war auch vorher nicht normal gewesen, das Klauen, und was hätte ich jetzt sowieso tun sollen?
Ich hatte mich vor ein paar Minuten noch grauenhaft gefühlt, jetzt war da Wärme, ein Mensch, ein wohliges Kitzeln. Ich überließ meinem Körper die Führung, und der hatte nur den Impuls, sich noch näher an den Mann zu drängen. Und zu seufzen. Er hielt kurz inne, dann zog er eine Hand von unten weg, und ich vermisste sie schon fast, da spürte ich sie wieder, weiter oben, er strich mir über das Haar, das Gesicht, Augen, Nase ... und an meinem Mund verharrte die Hand kurz. Ein Finger glitt zwischen meine Lippen, dann lag er auf meiner Zunge. Ich war überrascht, aber gab mich dem Gefühl wieder hin: eine Hand war ja noch unten, streichelte, erzeugte dieses sanfte Kitzeln an der privaten Stelle... und ein Finger oben in meinem Mund, den ich nun instinktiv mit meiner Zunge umschloss. Ich erspürte die Häärchen auf dem Finger, die Haut, auf der Innenseite hart, sonst weich. Da krümmte er den Finger und nahm ihn wieder weg, und bevor ich wusste, was nun kam, war die Hand wieder unten bei der anderen. Und ich spürte den von mir befeuchteten Finger an meiner Öffnung dort, in kleinen Kreisbewegung die Feuchtigkeit verteilend. Und dann genau auf der Öffnung. Ein sanfter Druck. Ich hielt die Luft an. Stärkerer Druck. Ich sog die Luft ein und hielt sie erneut an.
„Weiteratmen", flüsterte er. Ich tat das, und er schien auf meine Atemzüge zu achten. Bei jedem Ausatmen von mir drang sein Finger etwas weiter in mich ein. Ein Zittern durchfuhr meinen Körper, aber das war nun keine Kälte mehr, alles andere als das. Es war das Ungewohnte dieser Berührung, spürbar ungewohnt dort unten, aber es tat nicht weh, obwohl ich es ja wirklich nicht gewohnt war, dass etwas dort hinein kommt. Es war eine ganz besondere Berührung, und das Zittern war ein wohliger Schauer. Es gefiel mir, so von ihm dort berührt zu werden. Ich seufzte wieder, schmiegte mich an ihn, grub meinen Kopf bei ihm zwischen Hals und Schulter. Und auch mein Körper reagierte, hatte er schon längst, drückte sich auch weiter unten an ihn, bestimmt spürte er das, und bevor ich darüber nachdenken konnte, fing er an, seinen Finger unten in mir zu bewegen. In vorsichtigen Bewegungen etwas heraus, und etwas wieder hinein.
Ich konnte ein Stöhnen kaum unterdrücken, und wieder blitzte ein Gedanke auf, dass hier etwas Ungewöhnliches geschah, dass hier Grenzen überschritten wurden. Doch ich wischte den Gedanken weg, und auf einmal war sein Finger nicht mehr in mir. Der Mann drückte mich an sich, hob mich etwas an, und ich spürte ihn darunter an seiner Hose nesteln, hörte ihn den Reißverschluss öffnen, und dann war da unten ein neuer Druck. Nicht mehr von seinen Händen, eine hielt mich noch, die andere war wieder vor meinem Mund. War dieser Finger gerade noch in mir gewesen, da unten?, fragte ich mich nur kurz, aber bevor ich überlegen konnte, was das bedeutet oder wie ich reagieren sollte, war er wieder in meinem Mund.
„Gib", flüsterte der Mann, seine Stimme zitterte. Vor Aufregung? Wegen mir? Ich sammelte Speichel mit meiner Zunge, er zog ihn mit dem Finger in seine Handfläche, und dann war die Hand wieder unten, kurz an meiner Öffnung, kurz an dem Organ, das dort gedrückt hatte. Dann legte er seine Hände auf meine Pobacken, hielt mich, folgte nochmal der Rundung dort, zog sie auseinander. Und drückte dazwischen. Ich erschrak. Das, was da Einlass begehrte, war größer als ein Finger. Viel größer. „Atmen", flüsterte er nochmal. Und wie vorhin atmete ich, machte noch größere Atemzüge, um mich zu beruhigen. Und er passte sich an. Er drückte beim ersten Ausatmen. Warten, als ich einatmete. Dann wieder drücken, und ich spürte, wie etwas dort unten nachgab. Wie ich ihm nachgab. Wieder einatmen, kurz warten. Ausatmen. Und wie er in mich eindrang. Und wie ich genau das in diesem Moment wollte.
Dann der Schmerz, und er spürte mich reagieren, zog sich aus mir zurück. Nein, bleib, wollte ich sagen, ich wollte ihn nicht gehen lassen, geh nicht ganz, bleib in mir. Und er tat genau das. Ich schluckte. Machte wieder tiefe Atemzüge. Und er passte sich an. Drückte wieder. Glitt in mich, mit jedem Ausatmen von mir. Bis er ganz drin war, und jedes Drücken nur mich nach oben drückte. Ich spürte seine Schamhaare, den Reißverschluss seiner Jeans. Und ihn in mir. Was für ein irres Gefühl! Ich krümmte mich, dachte, ich müsste gleich explodieren -- und dann bäumte ich mich auf, stieß den Mantel nach hinten, wollte nicht mehr bedeckt sein, wollte nackt sein, wollte nichts um mich haben, nur ihn in mir. Und seine Hände auf mir, auf einmal waren sie überall, streichelten über meine Brust, meine drei Haare dort, kniffen in die Nippel, während er seine Hüften zurückzog -- nur um noch einmal stärker zuzustoßen, wieder und wieder. Ich ritt auf ihm, man kann es nicht anders sagen, und seine Hände wanderten tiefer, über meinen flachen Bauch, umschlossen meinen Schwanz, der so hart war wie vielleicht noch nie zuvor, hielten ihn fest, während er weiter in mich stieß. Und ich spürte es in mir aufsteigen, wollte weiter hier auf ihm bleiben, aber spürte den Höhepunkt kommen.
Ein Jauchzer entrang sich meiner Kehle, und ich kam, ich spritzte auf ihn, irgendwohin, es wollte kaum aufhören. Ich kollabierte auf ihm und spürte, wie auch er schwer atmete und auf einmal keine Stoßbewegungen machte, sondern nur noch drückte, so tief in mir wie nie zuvor. Und es in mir pulsierte. Er hielt mich wieder, strich mir über den Rücken. Glitt vorsichtig aus mir hinaus. Und fast gleichzeitig atmeten wir beide tief aus. Ich drückte mich nochmal an ihn, spürte den Moment nach, auch im Wissen dass es gleich irgendwie awkward werden würde, aber ich wollte dieses Gefühl nochmal festhalten, so wohlig, so geborgen, so nah. Und es wurde wirklich schnell awkward, wir standen auf, er putze sich ab und verstaute sich wieder in seiner Hose, ich zog mich in Rekordgeschwindigkeit an, guckte überall hin nur nicht zu ihm. Er schenkte mir die geklauten DVDs, schrieb mir seine Telefonnummer auf einen Zettel (den ich draußen sofort wegwarf) und fügte noch hinzu, ich solle mich melden oder wieder vorbeikommen, wenn ich neue DVDs haben wollte. Vielleicht zwinkerte er dabei, aber ich starrte woandershin, wollte möglichst schnell verschwinden. Er schloss die Tür auf, und ich nichts wie auf die Straße und weg.
Epilog
Noch Wochen später fragte ich mich, was war da eigentlich passiert? Wann war es gekippt vom Erschrecken eines Jugendlichen Diebes zu sexueller Nähe? Oder hatte der Ladenbesitzer es alles geplant? Hatte er mich manipuliert? Naja, das Klauen, das hatte nicht er gemacht, das war schon ich selbst. Er hatte mir nicht die DVDs in den Rucksack gesteckt, das war ich. Vielleicht war es ein Flow, in den wir geraten waren, er vielleicht etwas früher als ich. Und mit der Manipulation, ja, in die Richtung ging es bestimmt, natürlich hatte der Mann seine Macht ausgenutzt, natürlich hatte er es genossen, mir nach und nach alle Kleidung abzunehmen. Er hatte es genossen, mich nackt zu sehen. Und den Sex danach. Aber ich hatte den Sex auch genossen. Also war es zwar ein Ausnutzen seiner Macht, aber eben auch nicht nur. Ich war nicht nur Opfer. Ich hatte auch etwas bekommen. Nicht nur die sexuelle Befriedigung, sondern da waren auch andere Bedürfnisse, die dieser Mann befriedigt hatte, nach Nähe und Wärme. Und am Ende war er ja tatsächlich nett zu mir gewesen, das war nicht gespielt. Also alles nicht eindeutig zu bewerten. Und nun? Ein Teil von mir will von nun an einen möglichst großen Bogen um diesen Laden machen. Ein anderer Teil von mir will wieder hingehen und sich an den Mann kuscheln, seinen Duft nach Schweiß einatmen. Ich weiß nicht. Vielleicht gebe ich mir auch noch etwas mehr Zeit zum Nachdenken.